Lisa Heinemann bändigt Büro und Brände
„Wie war Ihr Arbeitstag heute?“ – „Gut – Wie immer!“ So beginnt das Gespräch mit Lisa Heinemann. Gut arbeiten heißt gerne arbeiten: Wohl ein sinnfälliger Zusammenhang, wie die miteinander verbundenen Gefäße kommunizierender Röhren. Dabei ist es grad besonders anstrengend für Lisa. Zur Ausbildung zur Bürokauffrau in einem Remscheider Handwerksunternehmen kommt das Ehrenamt als Feuerwehrfrau. Auch hier behauptet sie sich als eines der wenigen weiblichen Mitglieder im regulären Bereitschaftsdienst der sieben Freiwilligen Feuerwehren in Remscheid. „Andere Frauen sind über die Jugendwehr nicht hinausgekommen“, merkt Lisa trocken an, und lehnt sich zurück.
Zum freiwilligen Einsatz gehört regelmäßige Fortbildung. 90 Tage, zumeist Wochenenden, hat die 22-Jährige in den letzten vier Jahren investiert, zum Teil parallel zum Fachabitur, dann parallel zur Ausbildung, und immer über die die turnusmäßigen, wöchentlichen Übungen am Löschequipment hinaus. Das schwere Gerät? Nächtliche Einsätze? „Kein Problem“, lächelt Lisa. „Ich bin nicht alleine. Und ich kann was.“ Wie sieht ihre Ausbildungsfirma, das Meisterunternehmen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Lars Dörschler, Lisas aufwändiges Zusatz-Engagement? „Da ist viel Respekt“, sagt Lisa Heinemann. „Die wissen: Ich halte mein Leben hin, wenn ich in ein brennendes Haus gehe.“ Ausbilderin Maria Lopez nickt. Lisa ist sogar Vorbild für ihren kleinen Sohn: „Der will jetzt ebenfalls Feuermann werden.“
Der Umgang mit Technik und das Engagement für andere müssen Lisa irgendwo im Blut liegen: Ihr Bruder und ihr Vater sind Handwerker, Profis für Gebäudeinstallation und -Energie, den Arbeitsschwerpunkten der Firma Dörschler. Beide arbeiten sogar in der gleichen Firma. Und mehr noch: Beide sind ebenfalls Feuerwehrleute. Kein Entrinnen also? „Nein!“ lacht Lisa. „Wir haben ein tolles Betriebsklima hier, und in der Wehr auch.“
In anderen Handwerkerfamilien wachsen auch Töchter auf. Und gehen andere Wege. Die Vorbilder aus der Familie erklären nicht alles. „Ich hänge mich gern rein, ich übernehme gern Verantwortung,“ beschreibt Lisa ihr Naturell. Das zahlt sich aus, in der Firma, wo sie hoch zufrieden sind. „Sie ist flexibel, zuverlässig, steht dazu, wenn sie mal einen Fehler macht, und vor allem: diese rasche Auffassungsgabe!“, schwärmt die Ausbilderin. Auch bei ihren Prüfungen will Lisa stets „ihr Niveau halten“. Was ebenfalls gut klappt. Mal krankfeiern, bei all der Anstrengung? „Geht gar nicht!“, schüttelt Lisa Heinemann den Kopf. “Ich habe hier bisher kein einziges Mal gefehlt. Mein Beruf ist mein Hobby.“
Und was macht den Beruf aus? „Die Abwechslung. Buchungen, Angebote schreiben, Leistungsmerkmale vor Produktbestellungen prüfen, der Kunde am Telefon und in der Tür, das ganze Büromanagement. Einschließlich Ablage und Registratur“. Der Bankbereich ist in diesem Ausbildungsjahr dran, ihrem dritten und letzten. Und, nicht zuletzt: „Die Leute hier.“ Und was macht das gute Miteinander aus? „Wenn einem was nicht passt, dann wird es gesagt. Ich sag es auch!“
Und wie geht es nach der Ausbildung weiter? So entspannt wie aufs Jetzt und Heute schaut Lisa auch auf das Morgen: “Ich bin nicht abgeneigt, mich in einem Studium auch noch weiterzuentwickeln.“ Lisa Heinemann bändigt nicht nur das Büro und Brandherde. Hier meistert jemand ganz offensichtlich sein Leben.